Value Wetten und die Kelly-Formel

Value verstehen und erkennen. Verwendung der Kelly Formel bei Value-Wetten.

Was sind Value-Wetten?

Was ist eigentlich der Value. Dieser Begriff ist im Zusammenhang mit Sportwetten sehr oft zu hören. Dennoch wissen die wenigsten was Value eigentlich bedeutet. Obwohl es ausschließlich der Value ist, der Sportwetten zu einer langfristig profitablen Angelegenheit machen kann.

 

Würde man Value übersetzten würde es so viel wie Wert heißen. Die Sportwetter reden aber eher von einem Mehrwert oder Vorteil. Einen Mehrwert in dem Sinne, dass die Quote für ein bestimmtes Ereignis vom Buchmacher zu hoch angesetzt wurde. Man sollte der Quote des Buchmachers immer mit einer subjektiven Einschätzung gegenüberstehen.

Bin ich z. B. der Meinung, dass Bayern eine Gewinnwahrscheinlichkeit von 50 % hat (was einer Quote von 1 / 0.50 = 2.0), schätz der Buchmacher die Gewinnchance auf 43.5 % (Quote: 1 / 0.435 = 2.30). Sobald die subjektive Einschätzung größer ist als die des Buchmachers, handelt es sich um eine „Value Wette“. Value Wetten zu erkennen ist für Sportwetter wichtig, es bedeutet aber nicht gleichzeitig, dass man gewinnt. Man muss das Ganze langfristig sehen. Denn ist die eigene Einschätzung langfristig konstant besser als die des Buchmachers, dann wird man zwangsläufig auch langfristig Gewinn generieren.

 

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Hierzu ein Beispiel:

Bayern spielt 10 Spiele mit einer Gewinnwahrscheinlichkeit von 50 % (Quote: 1 / 0.50 = 2.0). Der Buchmacher bietet eine Quote von 2.30 (Wahrscheinlichkeit = 1 / 2.30 = 43.5 %) an. Laut der Wahrscheinlichkeit von 50 % gewinnt Bayern 5-mal und verliert 5-mal. Setzt man auf jedes Spiel 100 €, dann erhält man nach 10 Spielen ein Plus von 150 €.

Hätte der Buchmacher ebenfalls die Wahrscheinlichkeit auf 5  % geschätzt und somit eine Quote von 2.0 angeboten, dann hätte man nach 10 Spielen weder Geld verloren noch gewonnen.

 

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Value Wetten beziehen sich nicht auf bestimmte Quoten. Nur die subjektive Einschätzung muss besser als die des Buchmachers sein. Doch wie schafft man es Spiele präziser zu bewerten, als es der Buchmacher tut?

 

Die Unternehmen der Wettanbieter, die mit riesigen Statistikabteilungen, ausgeklügelten Algorithmen zur Berechnung der perfekten Quote, Insiderinformationen etc. arbeiten, erheben den Anschein, dass man selbst keine Chance gegenüber diesen perfektionierten Wettanbieter hat. Doch gibt es genügend Wettende die dauerhaft Gewinne generieren und sogar von Sportwetten leben können.

Obwohl Buchmacher so viel Geld und Zeit in die Technik und menschliche Ressourcen stecken, um genaue Quoten zu errechnen, liegt Ihr Hauptaugenmerk nicht auf dem einzelnen Spieler, sondern in der breiten Masse. Und das ist auch der Vorteil der ernsthaften Spieler. Professionelle Wetter erkennen, wann eine Quote value ist und wo die Schwächen der Buchmacher liegen. Sie setzten nicht auf Favoriten und große Namen. Zudem kann man sagen, dass man erst durch Spezialisierung langfristigen Erfolg generiert. Denn je besser ich mich in einer Liga auskenne, desto besser bin ich darauf spezialisiert und kenne die Besonderheiten, was mir langfristig einen Vorsprung verschafft.

 

 

Value Strategie (W´) & Einsatz nach Kelly

 

Die Money-Management-Strategie von Kelly

Bei Sportwettern ist die Money-Management-Strategie von Kelly sehr beliebt.

Um seinen Kontostand so optimal wie möglich wachsen zu lassen, sagt man, dass man seinen Einsatz nach der Kelly Formel berechnen sollte. Die Kelly Verteilung zielt auf Gewinnmaximierung ab, ist jedoch mit verhältnismäßig hohen Wetteinsätzen verbunden. Man kann sein Wettkapital durch die Kelly Formel nicht total riskieren und verlieren. Wenn man aber strikt nach Kelly wettet, dann erkennt man extreme Auf- und Abwärtsbewegungen des Wettkapitals.

Um die Kelly Strategie für die optimalen Wetteinsätze nutzen zu können, muss man fähig sein, die richtigen Quoten für ein Wettereignis bestimmen zu können. Denn eine Vorrausetzung, um mit Kelly erfolgreich zu sein, ist, den richtigen Value in den angebotenen Quoten herauslesen zu können.

 

Value erkennen

Für einen Spieler ist es wichtig den Value zu erkennen, denn dieser erhöht die Gewinnchancen und lässt somit den Kontostand wachsen. Gesetz den Fall die dahinterliegenden Value-Berechnungen sind richtig, dann steigt durch die Verteilung die Rendite. Je mehr Zinsen man erwartet, desto mehr Geld setzt man also ein. Fällt die Rendite jedoch klein aus, werden auch die Einsätze gering sein.

Immer wenn eine Wette auf einen bestimmten Ausgang platziert wird, wird angenommen, dass die angebotene Quote dafür zu hoch ist. Die reale Chance für den Eintritt des Spielausgangs ist also höher, als der Buchmacher durch seine Quoten vorgibt. Die Einschätzung des Buchmachers wird somit der eigenen gegenübergestellt.

 

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Hierzu ein Beispiel:

Für ein Tennismatch ruft ein Buchmacher für beide Spiele eine Siegesquote von 1,80 auf. Daraus ergibt sich nach der Formel 1 / 1.80, dass die Wahrscheinlichkeit für den Eintritt bei 55 % liegt. Stellt man nun durch seine eingehende Analysearbeit fest, dass die tatsächliche Gewinnwahrscheinlichkeit für Spieler I bei 65 % liegt (das bedeutet die richtige Quote wäre 1 / 0.65 = 1.54), so kann man mit der Kelly Strategie den perfekten Wetteinsatz berechnen. Das gesamte Wettbudget beträgt hier 1.000 €.

 

Kelly Formel: Wetteinsatz =  gesamte Wettbudget x Vorteil / (Quote – 1)

 

Um die Formel anwenden zu können, muss zuvor der „Vorteil“ in einer Zwischenrechnung errechnet werden. Der „Vorteil“ gibt an, wie hoch der „Value“ einer Wette ist.

 

Vorteil = (Wahrscheinlichkeit x Quote -1)

 

Wenn man den Vorteil nun in die Kelly Formel einsetzt, ergibt sich folgender Wetteinsatz für das gewählte Beispiel:

 

Wetteinsatz nach Kelly: € 1.000 x (0.65 x 1.80 – 1) / 1.80 – 1) = € 212.50

 

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Die tatsächliche Wahrscheinlichkeit für einen Spielausgang kann durch verschiedene Einflussfaktoren wie z. B. Wetter, Verletzungen, Motivation etc. variieren, und lässt sich somit nicht mit absoluter Sicherheit bestimmen. Der errechnete Value und die sich daraus ergebene Einsatzhöhe werden immer von Subjektivität geprägt sein. Jeder Spieler zieht hier eine andere Gewichtung der Einflussfaktoren heran. Was den Amateur vom Profi unterscheidet, ist ja schließlich die Fähigkeit eine gute Voraussage zu treffen.

 

Beim Money-Management von Kelly kann man sagen je höher der errechnetet Vorteil, desto höher ist auch der Wetteinsatz. Das System nach Kelly fokussiert eher Favoriten als den Außenseiter. Somit setzt man hier höher auf den Favoriten und niedriger auf den Außenseiter, was sich durch die oben aufgezeigte Formel ergibt.

 

Full Kelly & Fractional Kelly

Wie man am obigen Beispiel sieht, entspricht der Wetteinsatz von über 200 € mehr als einem Fünftel des gesamten Wettbudgets - was sehr viel ist. Denn normalerweise sollte man nicht mehr als 1 – 2 % des Wettbudgets für eine Wette setzten, um einen Totalverlust und zu heftige Schwankungen zu umgehen. Demnach wird ein „Full Kelly“ wie im obigen Beispiel in der Praxis kaum angewandt. Denn dieser erfordert bei konsequenter Anwendung teilweise Wetteinsätze, die über 50 % des gesamten Wettbudgets ausmachen. Demnach greift man eher zum „Fractional Kelly“. Hier wird nur ein Teil (50 %, 25 % oder jeder beliebige Prozentsatz) des Full Kelly Wetteinsatzes gesetzt. Wichtig dabei ist nur, dass der gewählte Prozentsatz immer gleich bleibt.

 

Ist der durch die Full Kelly Formel errechnete Wetteinsatz 100 € und es wird ein Fractional Kelly mit 10 % gespielt, so setzt man 10 € (10 % von 100 €).

 

Allgemein lässt das erkennen, dass bei einem Fractional Kelly die Gewinnspannen zwar nicht so hoch sind wie bei einem Full Kelly, gleichzeitig aber auch das Verlustrisiko geringer ausfällt. Wenn das Verhältnis zwischen gewonnenen und verlorenen Wetten in etwa ausgeglichen ist, bewährt sich der Fractional Kelly. Wobei beim Full Kelly die Gefahr besteht, bei ausgeglichenen Gewinn- und Verlustrechnungen in die Verlustzone abzudriften.

 

Ganz gleich, für welche Art von Wetteinsatz man sich entscheidet – ob Full Kelly oder Fractional Kelly, wichtig dabei ist nur, dass sich die Wetteinsätze immer dynamisch zum gesamten Wettbudget bewegen. Beträgt das ursprüngliche Wettbudget 1.000 € und man gewinnt mit der ersten Wette 100 € so wird der nächste Wetteinsatz vom neuen Wettbudget (1.000 € + 100 € = 1.100 €) berechnet.

 

 

 

Grenzen der Kelly-Formel

Dennoch birgt diese Formel Grenzen in sich:

 

John Larry Kelly jr., der 1956 diese Formel veröffentlichte, macht klar, dass diese Formel nur anzuwenden ist, wenn sich ein Spiel viele Male wiederholen lässt. Was heißen würde, dass die Wahrscheinlichkeit für jedes Team, mit der ein Spiel gewonnen oder verloren wird, gleich bleibt. Zudem muss die Auszahlungsrate stetig sein. Da in der Welt der Sportwetten keine zwei Ergebnisse genau dieselben sind, muss man, um die Formel von Kelly anwenden zu können, einen positiven Vorsprung haben. D. h. der Vorteil darf weder 0 noch negativ sein.